Baustoff-Recyling: Aargau als Vorbild im Strassenbau
Mit rund 1‘150 Kilometern Kantonsstrasse will der Kanton Aargau zum Vorbild für den Einsatz von Recyclingbaustoffen im Strassenbau werden. Ein Pilotprojekt soll das Potenzial von Materialien mit hohem Recyclinganteil aufzeigen.
Quelle: arv, Baustoffrecycling Schweiz
Betonierarbeiten im Rahmen des Pilotprojekts.
Bereits heute werden im Kanton Aargau Angebote in Ausschreibungen, die einen hohen Recyclinganteil aufweisen, mit einer besseren Bewertung belohnt. Zudem lässt der Kanton bei Strassenbelägen teilweise einen höheren Recyclinganteil zu, als es die Schweizer Norm vorschreibt.
Im Frühjahr 2018 startete der Kanton gemeinsam mit dem Verband der Kies und Betonproduzenten (VKB) Aargau, dem Baumeisterverband Aargau sowie mit dem Branchenverband «arv Baustoffrecycling Schweiz» ein Projekt, bei dem Baustoffe mit hohem Anteil an Recyclingmaterialien verlangt wurden.
Beim Bauprojekt handelte es sich um den Bau eines 1,3 Kilometer langen Radwegs zwischen Würenlos AG und Oetwil ZH an der Limmat. Die Arbeiten starteten im April 2018 und sollen Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Parallel zur Erstellung des Radwegs sollte auch die Kantonsstrasse saniert und ausgebaut werden.
Den im Projekt benötigten Asphalt lieferte die Biturin AG aus Mülligen. Die Firma ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Mischgut und anderen Baustoffen für den Strassen-, Hoch- und Tiefbau. Bereits seit zehn Jahren betreibt die Biturit AG hierfür eine eigens ausgestattete Anlage.Geschäftsführer Christoph Stalder nimmt im Projektvideo (siehe unten) Stellung: «Im Projekt haben wir verschiedene Recycling-Zugaben gemacht. Dabei gingen wir bis auf 80 Prozent hoch. Von der Produktion her war das machbar.»
Recyceltes Baumaterial erfüllt Anforderungen
Wie das Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau heute mitteilte, wollte man anhand der Baustelle aufzeigen, dass sich rezyklierte Baustoffe für die meisten Anwendungen im Bauwesen eignen und gleichwertig gegenüber Primärmaterialien sind. So kamen sie im Projekt beispielsweise bei der Fundationsschicht und den Strassenbelägen zum Einsatz: Die gewünschte Qualität konnte dabei erreicht und den entsprechenden Anforderungen Rechnung getragen werden.
Ausserdem zeigte sich, dass die Verarbeitung der recycelten Baustoffe nicht aufwendiger ist als diejenige von Materialien mit Primärmaterial. Auch beim Betonbau konnte die Qualität für übliche Anwendungen wie Wohnungs- und Industriebauten problemlos mit Recyclingbeton erreicht werden. Letzterer eignet sich gemäss Mitteilung aber aufgrund von starken physikalischen und chemischen Einflüssen nur bedingt für den Strassen- oder Brückenbau.
80 Prozent Recyclingmaterial als Beigabe
Die gesammelten Erfahrungen aus dem Pilotprojekt werden dokumentiert und anschliessend veröffentlicht. Die Abteilung Tiefbau des Kantons hält damit an der bisherigen Praxis zur Förderung des Recyclings fest und will diese künftig verstärken. So sollen die heutigen Vorgaben für Strassenbeläge bestätigt werden und im Bereich von schwachbelasteten Flächen wie Trottoirs oder Velowegen soll künftig eine zusätzlich Beigabe von bis zu 80 Prozent Recyclingmaterial möglich sein. (pb/mgt)