Bauregion Wallis: Musik spielt immer noch im Oberwallis
Nachdem die Impfstoffproduktion Visp auf die Weltkarte brachte, kann der Industriebau am Standort mit weiteren Aufträgen rechnen. Im Kanton hat der Wohnbau den Rückgang vom Vorjahr kompensiert. Die Regierung will die Gebäudesanierung fördern, geplant ist auch der Ausbau der Wasserkraft. Mit der Umsetzung des Raumplanungsgesetzes wird auch dessen Revision konkret.
Quelle: Stefan Schmid
Verschiedene Bausegmente profitieren von den Investitionen des Lonzakonzerns in Visp (Bild). Für die zugezogenen Fachkräfte muss Wohnraum bereitgestellt und die Infrastruktur der Gemeinde erweitert werden.
Während im Kanton Wallis letztes Jahr die Covid-Fallzahlen zeitweilig in die Höhe schnellten, brachte das Virus dem Industriestandort Visp internationale Aufmerksamkeit. Denn der Lonzakonzern war genau zur richtigen Zeit aufgestellt, um mit anderen Zulieferern einen Teil jener aktiven Substanz produzieren zu können, die Kernelement des Moderna-Impfstoffs ist. Und der Wirtschaftsmotor brummt weiter. Allein in diesem Jahr will das Unternehmen in Visp 550 Fachkräfte einstellen.
Weil sich der Konzern künftig noch stärker auf das Biopharmageschäft konzentrieren will, wurde letztes Jahr der Chemiebereich verkauft, wobei die Produktion am Standort weiterläuft. Als Folge der Fokussierung werden in den nächsten Jahren die Produktionskomplexe in Visp ausgebaut und Hunderte Millionen Franken für Anwendungen im Bereich kleiner Moleküle und der Installation von Bioreaktoren investiert. Zugleich kommen verschiedene Sanierungsprojekte voran. Eines betrifft den Brandübungsplatz, der für 25 Millionen Franken saniert wird. Die Aktivitäten des Unternehmens lösen in der Region weitere Investitionen aus.
Wachstum vor allem im Unterwallis
Steigende Bevölkerungszahlen fördern den Wohnbau und stützen die Gemeindefinanzen, was den Spielraum für Infrastrukturinvestitionen erhöht. Viele der Fachkräfte siedeln sich in Visp an, aber auch Brig-Glis und Naters weisen eine positive Bevölkerungsentwicklung auf. Trotz der dynamischen Entwicklung in den Agglomerationsgemeinden der Talebene wies das Oberwallis in den Jahren vor Inbetriebnahme der neuen Produktionsan-lagen nur eine leicht positive Nettozuwanderung auf. Das Bevölkerungswachstum ist daher vor allem auf das Mittel- und Unterwallis zurückzuführen, insbesondere in den Städten Siders, Sitten, Martinach und Montey sowie in der Region Chablais.
Beim Saldo der Nettozuwanderung ist allerdings zu berücksichtigen, dass während der Pandemie weniger Personen weggezogen sind. Auf die Zentren im Unterwallis konzentrierte sich in den letzten Jahren die Wohnbautätigkeit. Steigende Wohneigentums- und Mietpreise deuten zwar auf eine rege Nachfrage hin. Doch konnte die Wohnflächenproduktion nicht absorbiert werden, was zu einem Anstieg der Leerwohnungsziffer führte. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der ungenutzten Wohnungen kantonsweit um 900 auf 6251 Einheiten, wie der «Immobilienindikator» der Walliser Kantonalbank (WBK) ausweist.
Nachholeffekt bei Wohnungsmarkt
Bei rund zwei Dritteln der leerstehenden Einheiten handelt es sich um Mietwohnungen im Unter- und Mittelwallis. Dabei sind die Leerstandquoten sehr unterschiedlich. Stark gestiegen sind sie laut den Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS) in Siders (6,1%) und in Martinach (5,2 %). Bereits führte der Leerbestand zu Korrekturen der Angebotsmieten, denn der Mietermarkt ist im Kanton auch aufgrund hoher Eigentumsquote hart umkämpft. Auch sind wieder mehr Wohnrenditeliegenschaften in Planung. Die projektierte Bausumme des Segments Mehrfamilienhäuser (MFH) verzeichnete laut den Zahlen der Docu Media Schweiz GmbH im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 17,3 Prozent. Die Nachholeffekte werden den Leerwohnungsbestand zwar erhöhen, doch dürfte sich die Wohnbautätigkeit abschwächen.
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