Basel-Stadt: Krisenfest dank Pharma
Die Corona-Krise hat Basel-Stadt wirtschaftlich weniger getroffen als andere Kantone. Die Stärke der Life-Sciences-Branche wirkte stabilisierend. Der Staatshaushalt schreibt weiter tiefschwarze Zahlen. Am Rheinknie werden so viele Wohnungen gebaut wie schon lange nicht mehr.
Basel wurde in den vergangenen Monaten kräftig durchgeschüttelt. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Fasnacht, die Art Basel, die Herbstmesse und die Swiss Indoors abgesagt. Nichts mit dem Virus zu tun hat der Niedergang von einstigen Vorzeigeinstitutionen wie der Messe und des FCB. Die Universität Basel musste die Einweihung des neuen Biozentrums wegen Baumängeln und Fehlplanungen erneut verschieben. Eigentlich hätte der Neubau im Herbst 2017 eröffnet werden sollen. Zudem kostet der Bau nicht wie budgetiert 338 Millionen Franken, sondern ungefähr ein Drittel mehr. Mit einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK), seinem schärfsten Mittel, untersucht der Grosse Rat das Baudebakel.
«Die Stadt ist saturiert geworden», zitierte die «NZZ am Sonntag» den ehemaligen Basler Drogendelegierten, Integrationsbeauftragten und Stadtentwickler Thomas Kessler. Basel habe seine Leistungsbereitschaft verloren – in einer Zeit, in der die Globalisierung den internationalen Wettbewerb verschärft. «Basel ist eine Kleinstadt, die sich als Metropole sieht», schrieb die Zeitung. «Diese Illusion erklärt viel: Hier versucht sich noch immer eine regionale Elite an internationalen Projekten.»
Platz zwei im Standortranking
Doch Basel gehört nach wie vor zu den attraktivsten Standorten der Schweiz. Im vergangenen Jahr eroberte die Stadt im Kantonsranking der Credit Suisse erstmals den Spitzenplatz. In diesem Jahr schob sich Zug wieder vor Basel-Stadt. Der Grund war die Anfang 2020 in Kraft getretene Senkung der Gewinnsteuern. Der Rückstand von Basel auf Zug fiel aber gering aus. Mit einigem Abstand folgten Zürich und Genf.
Und die Corona-Krise hat Basel wie auch das Baselbiet wirtschaftlich weniger getroffen als andere Kantone. Eine Studie der UBS bewertete die wirtschaftliche Krisenfestigkeit der beiden Halbkantone mit «top». Das schaffte kein anderer Kanton. Nicht einmal Zürich. Solothurn landete auf Platz 10, der Aargau auf Platz 12.
Die beiden Basel sollen über den vorteilhaftesten Mix aus Branchen- und Unternehmensstruktur verfügen. Besonders resistent gegen die Corona-Krise erwies sich die Wertschöpfung in Basel-Stadt. Den Grund dafür sehen die UBS-Ökonomen in der Anwesenheit von Wirtschaftsplayern, die wenig betroffen seien: die Pharmabranche und Grossunternehmen. Dasselbe treffe auf den Kanton Zürich mit seiner starken Finanzbranche zu. Die UBS-Studie bescheinigte den beiden Basel auch langfristig gute Wachstumsaussichten.
Gemäss dem Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics wird die Pandemie in Basel-Stadt eine Wertschöpfung von knapp 750 Millionen Franken vernichten. Das Bruttoinlandprodukt soll 2020 um zwei Prozent abnehmen. Basel ist im Vergleich zu anderen Kantonen glimpflich davongekommen, weil die Stärke des Life-Sciences-Clusters stabilisierend wirkte. Die kräftig gestiegenen Exporte der chemisch-pharmazeutischen Industrie zwischen Januar und Mai 2020 halfen sogar, die Exportbilanz trotz herber Verluste in anderen Branchen insgesamt ins Positive zu drehen.
Die Branchenstruktur hat laut dem kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit die negativen Auswirkungen der Krise gedämpft. Die wirtschaftliche Bedeutung der Life-Sciences-Branche ist riesig: In Basel-Stadt erwirtschaften alleine Chemie und Pharma rund 44 Prozent der gesamten Wertschöpfung. Zur Stabilisierung trug auch die gute Auftragslage im Baugewerbe bei.
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