Asbest: Tessiner Staatsanwaltschaft ermittelt
Mehrere Todesfälle durch Asbest bewegen das Tessin. Nachdem die Forderung einer Aufarbeitung der Arbeitsbedingungen vor 1990 laut wurde, hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
Quelle: Archiv Documedia
Mikroskopaufnahme Asbestfasern
Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat vorläufige Beweisaufnahme eingeleitet, wie die Behörde am Dienstag auf Anfrage bekannt gab. Hintergrund sind Todesfälle verschiedener ehemaliger Arbeiter der SBB-Industriewerke Bellinzona, über die Tessiner Medien in den letzten Wochen berichtet haben.
Zeugen haben dabei happige Vorwürfe erhoben. Unter anderem sollen die SBB die Mitarbeiter mit unzureichenden Schutzmasken ausgerüstet haben. Zudem wurde die Frage aufgeworfen, ob die Suva rechtzeitig auf die Gefahr durch Asbest reagiert habe.
Suva wehrt sich
Die Unfallversicherung stellt sich in einer Stellungnahme auf den Standpunkt, dass der Arbeitgeber für die Schutzausrüstung der Arbeitnehmer verantwortlich ist. Zum konkreten Vorwurf ehemaliger Mitarbeiter der SBB-Industriewerke könne die Suva aus Datenschutzgründen keine Stellung nehmen.
Auch die SBB können sich derzeit nicht über die Vorgänge im betreffenden Zeitraum äussern, wie Mediensprecher Patrick Walser sagt. «Zum Thema Asbest im Industriewerk Bellinzona können wir uns momentan nur über die Gegenwart äussern und nicht über die Vergangenheit.» Heute seien die SBB-Werke «ein sicherer Arbeitsort».
Neben den SBB haben auch andere Tessiner Unternehmen vor 1990 ihre Mitarbeiter hohen Asbestwerten ausgesetzt. Dazu zählen unter anderem die Wasserkraftwerke «Officine idroelettriche di Blenio SA». Auch dort sind Asbest-Fälle bekannt geworden. (MGT)