Keltische Gräber am Gubrist-Nordhang in Zürich entdeckt
Bevor die Bagger den Installationsplatz für den Bau der 3. Gubrist-Röhre planieren konnten, hat die Kantonsarchäologie Zürich das Gebiet von 2008 bis 2014 untersucht. Nun liegt die Auswertung der Grabungvor, die wertvolle Fundstücke zu Tage brachte.
Quelle: Kantonsarchäologie Zürich
Bevor die Bagger den Installationsplatz für den Bau der 3. Gubrist-Röhre planiert haben, hat die Kantonsarchäologie das Gebiet von 2008 bis 2014 archäologisch untersucht.
Gegenwärtig sind die Bauarbeiten der dritten Röhre des Gubristtunnels zwische Zürich-Affoltern und Regensdorf in vollem Gange. 2008 bestätigten erste Sondierungen die Vermutung, dass auf dem Areal des geplanten Installationsplatzes archäologische Überreste vorhanden sind.
Im Zuge dessen führte die Kantonsarchäologie Zürich von 2009 bis 2014 auf einer Fläche von 12‘500 Quadratmetern eine Rettungsgrabung durch, dokumentierte Strukturen und barg Fundobjekte. Die Finanzierung der umfangreichen Ausgrabung und der anschliessenden Auswertung wurde durch das Bundesamt für Strassen (Astra) als Bauherrschaft sichergestellt.
Wertvolle Fundstücke am Gubrist
Die Resultate der Auswertung übertrafen sämtliche Erwartungen, wie die Baudirektion Zürich am Mittwoch mitteilt: Es wurden Spuren von Menschen von der Mittelsteinzeit bis in die jüngsten Jahrhunderte am Gubrist gefunden. Die umfangreiche Chronologie beginne mit Geräten aus Feuerstein, die Jäger oder Sammler irgendwann zwischen 9200 und 6700 v.Chr. verloren haben.
Weiter belegen Keramik und eine Herdstelle erste Niederlassungen in der Frühbronzezeit um 1600 v. Chr. Auch für nachfolgende Jahrhunderte wurden laut Baudirektion Fundstücke ausgegraben: Pfostengruben von hölzernen Bauten und Werkgruben aus gewerblichen Tätigkeiten.
Auch die Römer hinterliessen ihre Spuren: Es wurde eine dichte Abfolge von Bauten, gefunden die in die ersten drei Jahrhunderte der Zeitrechnung zurückdatiert werden können. Zu den römischen Fundstücken gehören auch einige Strassen, die eine kontinuierlich nachweisbare Reihe von Strassengenerationen bis in die Neuzeit ermöglichen, wie die Baudirektion weiter mitteilt. Dies zeige, dass der untersuchte Kleinraum damals wie heute an einem wichtigen Verkehrskorridor lag.
Bestattungsplatz als Highlight
Ein Highlight der archäologischen Untersuchung am Gubrist stellt die Entdeckung eines Bestattungsplatzes aus der späten Eisenzeit dar. Die imposante Anlage setzt sich aus vier Körperbestattungen, acht Brandgräbern, zahlreichen Grabbeigaben und Fundamenten von drei Grabmonumenten zusammen.
Den Verstorbenen gab man unter anderem eine Bronzepfanne, eine Öllampe aus Ton und Pferdegeschirr mit ins Grab – und sogar die Pferde selbst. Allerdings waren qualitätsvolle Importware und Pferdegeschirr damals im Gebiet der Helvetier nur der höchsten Gesellschaftsschicht vorbehalten. Ähnliche Grabbeigaben kannte man in der Schweiz bislang lediglich von einer Fundstelle im Kanton Freiburg.
Einzig zu den Grabdenkmälern, die am Gubrist in Form von kreisförmigen Steinfundamenten freigelegt wurden, konnten noch keine Parallelen gezogen werden. Ihre Gestaltung lasse Bezüge zur römischen Architektur erkennen und lege damit Kontakte zum Kulturkreis südlich der Alpen nahe. Zweifellos residierten an der «Goldküste des Katzensees» Familien des helvetischen Adels, resümiert die Baudirektion im Communiqué. Vielleicht spielten sie sogar im nicht weit gelegenen keltischen Oppidum im heutigen Zürich eine bedeutende Rolle. (mgt/pb)
Weitere Informationen und Bilder unter:ad.zh.ch/keltische-graeber-am-gubrist
Quelle: Ch. Hégelé, Kantonsarchäologie Zürich
Das am Gubrist entdeckte Fundament gehörte mutmasslich zu einem keltischen Grabmonument.
Die Lücke im römischen Siedlungsnetz schliesst sich
Bereits im 19. Jahrhundert wurden Fachleute auf römische Gebäudereste unterhalb des Hofs Geissberg aufmerksam. Die jüngsten Ausgrabungen bestätigen die Existenz einer Siedlung mit Landwirtschafts- und Gewerbebauten. Die Baugeschichte eines mehrfach erneuerten Pfostenbaus lässt sich sogar vom 1. bis zum 3. Jahrhundert detailliert nachverfolgen. Ein kanalartiger Graben und ein befestigter Platz bestätigen das hohe bauliche Niveau der Anlage. Reiche Grabbeigaben verraten wiederum die Anwesenheit einer angesehenen Personengruppe. Vielleicht waren es sogar Nachfahren des keltischen Adels, die nach der Niederlage in der Schlacht bei Bibracte in ihre Heimat zurückgeschickt wurden.
Bei der römischen Siedlung am Gubrist handelt es sich vermutlich um einen Gutshof, dessen Hauptgebäude noch unentdeckt weiter oben am Hang lag. Er ist somit ziemlich genau auf halbem Weg zwischen den beiden archäologisch nachgewiesenen Gutshöfen in Dälli-kon und Zürich-Affoltern lokalisiert. Zusammen mit der Anlage in Buchs und weiteren Sied-lungshinweisen auf der gegenüberliegenden Talseite zeichnet sich nun ein regelmässiger Siedlungsraster im Furttal in römischer Zeit ab. Dazu gehört eine Strasse, die am Gubrist ab dem 1. Jahrhundert fassbar ist und Teil der Verbindung von Zürich nach Baden und Windisch (Vindonissa) war. (mgt, Baudirektion Zürich)