«Aescher»: Opfer des eigenen Erfolgs
Das Berggasthaus im Appenzeller Alpsteingebiet wurde über Nacht weltweit bekannt. Nun haben die bisherigen Pächter vor dem Besucheransturm kapituliert. Die Infrastruktur sei ungenügend und bleibe dies wegen Denkmalschutzauflagen wohl auch.
Quelle: Kuhnmi, flickr CC BY 2.0
Sind zu viele Gäste des pittoresken Berggasthaus «Aeschers» Tod? Die Zukunft wird es weisen.
Es war 2015 als sich der urige «Aescher» plötzlich auf der Titelseite der «National Geographic» wiederfand. Ausgerechnet mit dem Appenzeller Berghaus, das unterhalb der Ebenalp an einer Felswand zu kleben scheint, hatte das renommierte Magazin seine Story zu den 225 spektakulärsten Orten der Welt illustriert. Die Folge: Die «Aescher»-Gäste trugen von einem Tag auf den andern vermehrt Turn- statt Wanderschuhe und stammten zunehmend auch aus den USA und Asien.
Fehlende Perspektive
Was nach einer touristischen Erfolgsstory tönt, hat nun aber offensichtlich seine schwerwiegenden Schattenseiten. Nach nur vier Saisons haben die bisherigen Pächter Bernhard und Nicole Knechtle den laufenden Vertrag für das Berggasthaus gekündigt. Ihren Schritt begründen sie in einer Mitteilung damit, dass «die Infrastruktur des Gebäudes mit der wachsenden Gästezahl nicht mehr Schritt halten kann». Die bestehenden Engpässe beim Platzangebot sowie der Wasser- und Stromversorgung dürften sich in Zukunft weiter verschärfen. Zudem würden die sanitären Anlagen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entsprechen. Das Ehepaar Knechtle wollte deshalb in den letzten Jahren die Gasthaus-Infrastruktur modernisieren und ausbauen. Doch dafür seien die baulichen Einschränkungen zu gross gewesen, kritisieren die abtretenden Pächter. Erschwerend seien die Auflagen durch den Denkmalschutz und der Umstand, dass sich das Gasthaus bei der prähistorischen Wildkirchli-Höhle in der Archäologiezone befinde.
Der richtige Schritt vorwärts?
Seitens der «Aescher»-Besitzerin wird der Weggang der Familie Knechtle bedauert, zumal die Planung der baulichen Verbesserung bereits weit fortgeschritten sei. «Wir können in diesem Herbst eine Baueingabe machen», so Stefan Müller, Präsident der Wildkirchlistiftung und Innerrhoder Landeshauptmann gegenüber dem St. Galler Tagblatt. Die teils marode Bausubstanz des westlichen Gebäudeteils solle saniert werden und eine Optimierung der Betriebsabläufe ermöglichen. Der «Aescher» sei jedoch ein besonderer Ort, deshalb müsse man «sehr vorsichtig vorgehen», so Müller weiter. Die angekündigten Pläne gehen denn auch für das Ehepaar Knechtle zu wenig weit. Für echte Verbesserungen wären ihrer Meinung nach grössere Schritte notwendig.