Aargauer Judendörfer: Konzept „Doppeltür“ soll Geschichte wachhalten
Um die Geschichte der beiden ehemaligen Aargauer Judendörfer Endingen und Lengnau nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist das Konzept „Doppeltür“ ins Leben gerufen worden. Herzstück ist der Bau eines Besucherzentrums.

Quelle: zvg
Haus mit Doppeltür
Im 18. Und 19. Jahrhundert schob die alte Eidgenossenschaft die Juden in kleine Dörfer im aargauischen Surbental ab. Endingen und Lengnau waren die einzigen Orte, wo sie sich niederlassen durften. Doch sie wurden von der dort lebenden Bevölkerung nicht ausgegrenzt. Stattdessen teilten sie sich die bestehenden Holzhäuser und bauten dafür zwei Eingänge: einer für Juden, einer für Christen, sogenannte Doppeltüren. Nach der Gleichstellung und der damit verbundenen Niederlassungsfreiheit wanderten viele Juden in die Städte ab. Heute leben nur noch wenige Angehörige dieser Glaubensrichtung in den beiden Dörfern.
Dieses einzigartige Zusammenleben soll nun mit dem Vermittlungskonzept „Doppeltür“ des Büros imRaum aus Baden einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Das Projekt beinhaltet insgesamt neun Module. Das Herzstück soll ein neu zu bauendes Besucherzentrum – der genaue Standort ist noch offen – für 12,5 Millionen Franken bilden. Weiter sind szenische und personale Führungen und Veranstaltungen, Workshops und Führungen speziell für Schulen, Hörerlebnisse in der Synagoge, Wort-Installationen, Hörspielrundgänge, Erlebnistouren für Familien, ein Bilderweg zur Geschichte ausgewanderter jüdischer Familien sowie ein inszenierter Alltag in einem jüdisch-christlichen Doppelhaus geplant. Die geschätzten Investitionen für alle Module belaufen sich auf rund 16 Millionen Franken.
Als Träger des Konzepts soll die gemeinnützige Stiftung Doppeltür fungieren. Geplant ist, dass sie sich um finanzielle Unterstützung durch private Stiftungen, Donatoren und allenfalls die öffentliche Hand kümmert und später auch den Betrieb sicherstellt. Der Zeithorizont ist noch offen. (mt)